„Reinkarnation“ heißt in wörtlicher Übersetzung „Wieder-Einfleischung.“ Gemeint ist damit, dass wir nicht nur einmal leben und nach dem Tod alles aus ist, sondern dass wir immer wieder in einem jeweils neuen Körper wiedergeboren werden.
Pythagoras dazu:
Nimmer vergeht die Seele. Vielmehr die frühere Wohnung vertauscht sie mit neuem Sitz und wirkt weiter in diesem. Alles wechselt, doch nichts geht unter.
Zur Historie
Im Allgemeinen wird gedacht, dass der Glaube an die Reinkarnation ein Attribut des Hinduismus und des Buddhismus sei und nur in Fernost und Indien praktiziert werde. Nur Wenige wissen, dass in der Antike bis weit ins Mittelalter hinein, also bevor das Christentum sich breit gemacht hatte, dieser Glaube an ständige Wiedergeburt auch bei uns im Abendland so selbstverständlich war.- Sogar seit Ur-Generationen so selbstverständlich – wie heute der Glaube an Jesus und die Dreifaltigkeit.
Mit der gewaltsamen Verbreitung des Christentums im Abendland wurde dieser Glaube bekämpft. Seiner Anhängerschaft drohten grausame Strafen und blutige Verfolgung, bis er in der Vergessenheit versank. Nach vielen Jahrhunderten Schlummern im Vergessen wurde er in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts durch die Geschehnisse der Zeit auf abenteuerliche Weise wieder erweckt. In den 1970ern und 1980ern herrschte hier bei uns, von den USA ausgehend, die sog. „Hippie- und Flower-Power-Zeit“. Es tauchten Leute aus Südostasien auf, die sich als spirituelle Meister, als Yogis und Gurus oder Erleuchtete zu verkaufen wussten und sehr erfolgreich für hinduistische und buddhistische Lebensformen Werbung machten. Die Bekanntesten sind wohl Bhagwan mit seiner Sanyassin-Bewegung und Maharishi Mahesh Yogi mit seiner Transzendentalen Meditation.
Vor allem unter Studenten und sonstigen jungen Intellektuellen fanden sie dermaßen Anklang, dass die Interessierten in Massen nach Indien pilgerten, um sich in dortigen religiösen Zentren, den Ashrams, diesen fernöstlichen Lebensweisen zu widmen. Von diesen Indien-Pilgern wurde auch in großer Zahl die Lehre von der Reinkarnation aufgeschnappt und ohne es selbst zu wissen, wieder zu uns in den Westen zurück importiert. Hier traf sie auf ein aufgeschlossenes und sehr interessiertes Publikum.
Thorwald Dethlefsen
Zu diesem Publikum zählte auch Thorwald Dethlefsen, ein deutscher Diplom-Psychologe. Bereits während seiner Studienzeit machte er Experimente mit Rückführungen in frühere Leben mittels Hypnose. Er prägte auch den Begriff „Reinkarnationstherapie“. Seine dazu veröffentlichten Bücher fanden reißenden Absatz. Allerdings waren seine Thesen umstritten. Zu Recht! Als das deutsche Publikum nämlich begann, sich im großen Stil auf solche Rückführungen einzulassen, gab es plötzlich z. B. unzählige Frauen, die alle früher mal die Kleopatra oder Maria-Magdalena gewesen sein wollten. Was Dethlefsen vollmundig als Reinkarnationstherapie angepriesen hatte, entpuppte sich jetzt lediglich als ein etwas anderes, billiges Entertainment, das von echter Therapie unendlich weit entfernt war.
Morris Netherton
Hätte ich mich als Heilpraktiker allen Ernstes auf diese Art zu arbeiten eingelassen, wäre Jeder im Recht gewesen, der mich als Quacksalber beschimpft hätte. Solche Wald-und-Wiesenrückführungen mögen ein lustiger Zeitvertreib sein. Wo aber echte Heilung gefordert wird, versagen sie kläglich. Der Gesundheit hat Dethlefsen mit seinen Geisteskapriolen keinen Dienst erwiesen, wenngleich ihm zu gute zu halten ist, dass er damit ahnungslos das uralte Wissen um die Reinkarnation dem Jahrtausende langem Vergessen entrissen und wieder dem kollektiven Bewusstsein, bzw. der Schwarmintelligenz im abendländischen Kulturkreis zugänglich gemacht hat.
Das trifft allerdings auch für andere zu. Hier darf ich Prof. Dr. Morris Netherton vorstellen. In den 1960er Jahren leitete er die Neuro-Psychiatrische Abteilung der Universitätsklinik in Los Angeles. U. a. arbeitete er gerade mit einer jungen Klientin, die unter schwerstem Waschzwang litt. Mehrmals am Tag sah sie sich gezwungen, sich in die Badewanne zu legen und sich die Haut mit scharfen Wurzelbürsten abzuschrubben, weil sie aus unerklärlichem Grund das Gefühl nicht loswurde, unsagbar schmutzig zu sein und den Geruch von Leichen auszustrahlen. Dabei wusste sie vom Kopf her genau, dass dies Unsinn ist, aber der Zwang zum übertriebenen Waschen überwältigte alles. Netherton hatte sie in die ambulante Gesprächstherapie übernommen. Aber auch seine Bemühungen änderten anfangs nichts an der Situation, bis es zu einem bahnbrechenden Ereignis kam. Netherton schreibt dazu:
Mitten im Gespräch bei einer Sitzung veränderte sich plötzlich der Gesichtsausdruck der Klientin. Ihre Augen wurden glasig, ihre Stimme nahm einen eigenartigen Ton an. Aber sie blieb bei vollem Bewusstsein und äußerte, „Ich fühle mich wie in einem bösen Traum.“ Daraufhin forderte ich sie auf, ganz spontan und ungeniert zu erzählen, was ihr in diesem Traum durch den Kopf geht, und was sie darin erlebt, und sie redete:
Ich befinde mich in einer mittelalterlichen Stadt irgendwo in Europa. Seltsam! Ich war doch noch nie in Europa gewesen. Trotzdem fühle ich mich, als sei ich dort in einer alten Stadt mit engen, schmutzigen Gassen.“
Ab und zu musste ich sie animieren, weiter zu erzählen, und nach und nach zeigte sich ein konkretes Bild:
In jener Stadt herrschte die Pest. Die Toten lagen auf den Bürgersteigen und an Straßenrändern, und an den Häusern, in denen keine Menschen mehr lebten, waren Fenster und Türen mit Brettern vernagelt, so dass sie niemand mehr betreten konnte. Auch sie selbst fühlte sich erkrankt und schilderte, wie sie an einem Straßenrand unter Fieberschauern zusammenbrach. Ein vorbeikommendes Fuhrwerk, das schon hoch mit Pestleichen beladen war, hielt an. Man glaubte irrtümlich, auch sie sei tot und warf ihren Körper auf diesen Wagen. Man fuhr vor die Stadt zu einem Massengrab. Hier wurden die Leichen abgeladen, und die letzten Stunden ihres noch verbliebenen Lebens verbrachte sie hilflos in unvorstellbarem Dreck und Gestank. Dieser Dreck und Gestank war auch die allerletzte bewusste Wahrnehmung, die sie als letzten Eindruck aus jenem Leben mit in die ganz große Bewusstlosigkeit und damit mit ins Grab nahm.
Dem folgte aber das eigentlich Phänomenale. Nachdem diese Klientin aus ihrem „Tagtraum“ wieder erwacht und in die Realität zurück gekehrt war, lauteten ihre ersten Worte: „Ich glaube, der Zwang zum übertriebenen Waschen ist von mir abgefallen.“ Das bestätigte auch ihr Alltag. Seitdem hatte sie nie wieder einen Rückfall in diesen Waschzwang, der sie bis dahin jahrzehntelang heimgesucht hatte.
Die in der ganzen westlichen Welt verbreitete Ansicht zum Thema Reinkarnation lautet: An Reinkarnation kann man nur glauben oder nicht glauben. Wäre diese Ansicht richtig, wäre solch ein Geschehen wie oben geschildert unmöglich gewesen. Denn weder Morris Netherton noch die betroffene Klientin hatten bis dahin an die Reinkarnation geglaubt., Dieses Erlebnis bestätigt somit, dass es keine Frage des Glaubens ist, ob man auf diese Weise zu einem therapeutischen Erfolg kommt. Auch in meiner Arbeit, die ich nunmehr seit mehr als 30 Jahre mache, zeigt sich zuverlässig, dass es keinen Glaubensvorschuss braucht, um mit dieser Therapieform das angestrebte therapeutische Ziel zu erreichen. Die Kunst des Therapeuten besteht vielmehr darin, aus dem unendlich umfangreichen und chaotischen Fundus der unbewussten Speicherungen exakt die Informationen an den Tag zu bringen, die nötig sind, um den Prozess der Selbstheilung zu aktivieren und einzuleiten. Das war eine der ersten und wichtigsten Erkenntnisse von Morris Netherton auf dieses Erlebnis hin. Durch diese inspiriert, machte er sich sofort daran, eine Vorgehensweise zu entwickeln, die es ermöglicht, willkürlich und gezielt solche Fakten aus dem Unbewussten in den Machtbereich des gesunden Menschenverstandes zu heben. In der Vielzahl der Studien, die er dazu durchführte, bewährte sich das sog. assoziative Befragen am besten und sichersten. Gemeint ist damit eine bestimmte Fragetechnik, die den Intellekt des Klienten weitgehend umgeht und sich ausschließlich in die Gefühlswelt des Unbewussten richtet. Hierbei wird auf Trance- und meditative Dämmerzustände völlig verzichtet. Der Klient behält in jeder therapeutischen Phase sein volles Wachbewusstsein und bleibt jederzeit selber Herr des Verfahrens.
Mein eigener Weg zu dieser Therapie:
In dem Link „Über mich“ (obere Navigationsleiste) ist ja schon Wesentliches über meine Vita dargelegt. Während meiner Zeit als Krankenpfleger wie auch in den ersten Jahren meiner Karriere als Heilpraktiker war es für mich unvorstellbar, dass sich mein Arbeitsschwerpunkt jemals auf den reinen psychotherapeutischen Bereich verschieben würde. Dann kam aber diese schwere Lebenskrise, von der im o. g. Link Näheres zu lesen ist. In dieser Phase kam es nach jahrelangem Verharren in dumpfer Resignation zu jener Begegnung mit Ingrid Vallieres aus Stuttgart. Sie ist ebenfalls Heilpraktikerin und war jahrelang in Amerika, um bei Morris Netherton diese besondere Form der Reinkarnationstherapie zu erlernen. Nachdem sie diese Ausbildung absolviert hatte, arbeitete sie noch jahrelang unter der Supervision von Netherton an seinem Institut weiter, bis sie mit entsprechendem Erfahrungsschatz nah Deutschland zurück kam und hier hoch erfolgreich eine Praxis eröffnete. Ingrid lernte ich anlässlich einer Fortbildungsveranstaltung für Heilpraktiker kennen und fühlte gleich, dass ich hier jenen Ausweg, nach dem ich mich Jahre lang dumm und dämlich gesucht hatte, finden könnte.
Ohne Zögern schritt ich zur Tat, mit dem Ergebnis, dass bereits nach relativ wenigen Therapiesitzungen der Durchbruch erreicht war. Dieser Durchbruch zeigte sich nicht nur in einem subjektiven Gefühl von Glück und zuversichtlicher Gelassenheit, sondern ebenso in klingender Münze. Das stellte die Weiche für meine weitere Zukunft als Heilpraktiker. Ich begann bei Ingrid Vallieres zügiig mit meiner Ausbildung, und als ich selbständig meinem ersten Klienten gegenüber saß, hatte ich innerlich längst die Naturheilkunde an den Nagel gehängt. Inzwischen ist das jetzt mehr als 30 Jahre her. Näheres ist zu lesen in meinem in 2020 erschienenen Buch Das vergessene I c h . Mehr dazu unter dem Link „Literatur“.